Geschichte(n) aus dem Zülpicher Land

 

Braunkohletagebau in der Zülpicher Börde

Tagebau Grube "Victor".


Vor 70 Jahren:

Grundsteinlegung für Fabrik am 18.5.1954.

 

Erinnerungen
sind die Grundpfeiler der Gegenwart.
(Der Autor)






1937 orientierte sich die „Victor Rolff KG“, die bis dahin Braunkohlenbergbau im Raum Türnich betrieb, in Richtung Zülpich und Umgebung, um auch dort Braunkohle abzubauen. Erst Anfang der 1950er Jahre konnte Victor Rolff jun. die  Pläne seines Großvaters umsetzen. 

Die Gesamtausdehnung des Tagebaus erstreckte sich über eine Fläche von rund 170 Hektar zwischen Füssenich und Lövenich.

Auch sollte 1955 eigens für diesen Braunkohletagebau eine moderne Brikettfabrik mit zugehörigem Kraftwerk in Geich gebaut werden. Die Grundsteinlegung für diese Fabrik fand am 18.5.1954, also vor 70 Jahren, statt. Der Unternehmer sparte hierbei nicht bei den Maschinen und Anlagen. „Die meisten Maschinen waren absolute Neuheiten und auch die Brikettfabrik in Geich, deren Baupläne man 1954 aufnahm, sollte auf dem neuesten Stand der Technik entworfen und umgesetzt werden. 

Die Braumkohle sollte durch ein Fördersystem direkt zur Brikettfabrik über die heutige Aachener Straße in Geich transportiert werden. Nebenbei versprach man sich viele weitere Arbeitsplätze durch den Bau dieser Fabrik. Über 500 Menschen aus der Region fanden zwischen den Jahren 1953 und 1969 hier gut bezahlte Arbeit. Schon im Jahre 1955 kam das erste Brikett aus  der Presse.  Die Begrenzung des Tagebaugeländes bei Füssenich und Geich reichte vom „Eilich“ (=Ortsteil von Füssenich) bis zum Zülpicher Weiertor.

Um den ganzen Abraum weiter nutzbar zu machen, wurde mittels einer Bandstraße aus der Grube heraus eine große Kippe zwischen Juntersdorf und Langendorf aufgeschüttet, die heute nicht mehr zu erkennen ist. Anfang der 1960er Jahre war der Tagebau bis an die Ortsgrenze von Füssenich und Geich vorgedrungen. Viele liebgewonnene Gebäude des Doppelortes mussten nun dem Tagebau weichen.

Den Bahnhof „Geich-Füssenich, der 1910 von der Dürener Kreisbahn genutzt wurde, und zwei der drei Mühlen in Füssenich gab es jetzt nicht mehr. Die „Luisgesmühle“ konnte noch in letzter Minute dem Abbruch entrinnen und steht heute noch. Der geplante Abbau in „Zülpich-West“ (Juntersdorf) wurde nicht mehr realisiert.

Bemerkenswert ist sicher heute noch, dass man damals in der „Geicher Gasse“ ein Doppelhaus und zwei Mehrfamilienhäuser für einige Mitarbeiter der „Victor Rolff Kommanditgesellschaft“ bauen ließ. Unter anderem steht das damalige „Steigerhaus“ noch und ist seit 1971 in Privatbesitz. 

Neben dem Braunkohleabbau aus der Grube in Füssenich-Geich begann man 1965 auch mit einem Braunkohleabbau in Zülpich-Süd - dort, wo heute der „Zülpicher Wassersportsee“ liegt.



Stilllegungen ab Ende der 1960er Jahre.

Durch die Erschließung neuer Energiequellen wurde es nun immer schwieriger, Braunkohle auf dem Markt zu halten und so kam es schließlich dazu, dass ab 1965 der Absatz der Briketts immer mehr zurückging. Ende 1968 wurde dann folgerichtig die Fabrik in Geich stillgelegt und die Grube zur Hälfte zwischen Füssenich und Geich u.a. mit Wasser aus dem Neffelbach aufgefüllt (heutiger Neffelsee), der 1971 gefüllt war und später zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.
Die andere Hälfte (vom „Ortsende Geich“ bis zum „Weiertor“) wurde nach und nach mit dem  Abraum  aus der Grube „Zülpich-Süd“ mittels Bandstraße wieder aufgefüllt.

Der Zülpicher Wassersportsee wurde nach der Stilllegung 1969 mit dem Wasser des „Vlattener Baches“ geflutet. Seitdem wird er als Freizeit- und Erholungszentrum genutzt (Seepark).

Bevor ich auf die Gruben in Füssenich/Geich und Zülpich-Süd eingehe, erlauben Sie mir eine kleine Rückschau auf die Anfänge des Braunkohleabbaus in Juntersdorf und Ginnick.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Freude mit der Dokumentation.


Heinz-Peter Müller






Einleitung

Wie alles begann..


Braunkohlefunde in der Zülpicher Börde um 1820.

Untertagebau  "Astraea“ und „Proserpina-Elisabeth“


Astraea 


"Die Abelsgrube war ein untertägiges Braunkohle-Bergwerk östlich des heute zu Zülpich gehörigen Weilers Virnich im Kreis Euskirchen am südwestlichen Rand des Rheinischen Reviers. Hier, im nördlichen Vorland der Eifel wurde im 19. Jahrhundert Kohle gefördert. Da die Braunkohleflöze der Niederrheinischen Bucht in der Region Zülpich/Euskirchen nirgendwo an die Erdoberfläche ausstreichen, waren die Vorkommen dort bis ins 19. Jahrhundert unbekannt (anders als in der Ville, wo die Kohle bereits im 17. Jahrhundert abgebaut wurde).Im Jahre 1820 ließ der Unternehmer Johann Albert Abels (1788–1869), der in Commern ein Bleierzbergwerk betrieb und dort von 1815 bis 1837 auch Bürgermeister war auf der Suche nach abbauwürdige Bodenschätzen im Umland Mutungsbohrungen niederbringen. Unter anderem bohrte man auf der Virnicher Höhe, nahe der Straße von Kommern nach Euskirchen, vermutlich nach Eisenstein. Statt auf Eisen stieß man dann aber überraschend auf Braunkohle. Das Flöz hatte eine Mächtigkeit von etwa 4 m und lag unter etwas mehr als 30 m Deckgebirge aus Kies, Sand und Ton.

Nach seinem Fund beantragte Abels beim Bergamt eine Konzession für den Abbau, und 1822 wurde ihm bereitwillig ein entsprechendes Feld östlich von Virnich verliehen.


Funde in Juntersdorf.

Wegen des unbefriedigenden Ertrages der Virnicher Grube ließ Abels auf der Suche nach ergiebigeren Vorkommen in der Umgebung weitere Bohrungen abteufen. Da er dabei mehrfach fündig wurde, erhielt er 1832 zusätzlich das Feld Astraea bei Juntersdorf verliehen.


Abels Funde riefen aber auch weitere Interessenten auf den Plan, die im Umfeld ebenfalls Konzessionen in Konkurrenz zu Abel beantragten. So erhielt der Unternehmer Hermann Josef Hall aus Zülpich, Teilhaber der Günnersdorfschen Bleiwerke in Kommern, 1832 das Feld Proserpina bei Füssenich/Ginnick. Im selben Jahr erhielt Graf Eduard Berghe von Trips zu Hemmersbach, Eigentümer der Juntersdorfer Burg, das Feld Elisabeth. Diese Felder wurden 1860 zu Proserpina-Elisabeth konsolidiert.


1852 mutete eine Gruppe um den Unternehmer Clemens. A. Schmitz das Feld Clemafin südlich von Euskirchen. Bei Stockheim erhielt F. Doinet das Feld Eustachia. Zeitweise wollten auch die Gemeinden Euenheim und Euskirchen eigene Bergwerke gründen, nahmen letztlich aber davon Abstand.

Auf der Suche nach besserer Kohle wurde Abels schließlich auf der der „Virnicher Höhe“ gegenüberliegenden Seite des Rothbachtales, unter der damaligen Gemeindeviehweide von Juntersdorf, fündig. Die Lagerstättenverhältnisse waren hiergünstiger als bei Virnich: Das Flöz war fast doppelt so mächtig (6,3 – 8 m) und das Deckgebirge anfänglich weniger als halb so dick (etwa 12 m).

Abels erhielt Ende 1832 die Konzession für das Feld südwestlich von Juntersdorf, das er Astraea/Astrea nannte, benannt nach der griechischen Göttin der Gerechtigkeit. 1833 schloss er hier ergänzend zur Grube bei Virnich eine zweite Grube auf.


Anders als in der Virnicher Grube wurden bei Juntersdorf aber keine Schächte abgeteuft, sondern es wurden Stollen gegraben. Teilweise, dort wo die Kohle besonders oberflächennah lag, konnte sogar im Tagebau gearbeitet werden. Die Grube wurde mindestens bis 1867 im Bruch- und Pfeilerbau betrieben. Nach der Stilllegung – vermutlich um 1870 aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit durch wachsenden Preisdruck - ruhte der Bergbaubetrieb in Juntersdorf - bis 1905".

Seite „Abelsgrube“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juni 2021,07:58 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Abelsgrube&oldid=213062918 (Abgerufen: 18. September 2021, 14:20 UTC)



 Die Grube „Proserpina-Elisabeth“

zwischen Füssenich und Ginnick gelegen.

 

"Der „Torfberg“ in Besitz von Fritz Hall. Es wurde dort unter Tage gebohrt. Die Braunkohle lag ca. 10 m tief in der Erde, der Kohlenflöz war mehr als 3 m hoch. Bis zum Schacht waren durch den Stellen schmale Gleise gelegt. So wurden die Loren mit Handgetriebe hoch gekurbelt und die Böschung herunter gekippt. So rollte die Braunkohle über den Gries, um zur Beheizung der Dampfmaschine verwendet zu werden. Es war eine Einhub-Dampfmaschine, die ein großes Schwungrad besaß.


Nur bei Tage wurde gepumpt, nachts wurden die „Knappen“ frei verkauft, der Gries wurde durchnässt und durch ein Pferd geknetet, dann wurde er in kleine Eimer zum Trocknen umgestülpt. Waren dann die „Klütten“ so weit trocken, wurden diese in großen Halden aufgeschichtet, die dann im Winter abgefahren wurden, u.z. bei sehr großem Betrieb, dass eine Fuhre kaum der anderen ausweichen konnte.


In dem Hause von Matthias Drove in Geich wohnten damals die Gebrüder Brendgen, Carl und Johann Bendgen. Sie zogen nach Türnich und gründeten dort ebenfalls ein Torfbergwerk, aber „über Tage“. Mit dem Abdeckboden brannten sie Drainrohre und Ziegelsteine. Sie errichteten eine „Press¬Klüttenfabrik“, deren Briketts das Zeichen „Türnich“ trugen.


Nun kamen viele Brikettswerke in Betrieb. Viele Gruben-besitzer  vereinigten sich und schlugen mit dem Preis auf. Von der Zeit an trugen die Briketts das Zeichen „Union“.


Nun war natürlich in Füssenich mit den ungepressten Klütten Schluss. Fritz Hall stellte den Betrieb still. Doch die Familie Rick (Göthe Mechel genannt) übernahm von Hall den Betrieb. Sie ließen am Schacht eine Dampfmaschine mit Kessel anlegen, um die Loren mittels Dampfkraft hochzuheben. Sie wollten sogar einen zweiten Schacht bauen, der Schachtturm stand schon fertig. Da kam ein schwerer Sturm und zertrümmerte die Betriebsgebäude. So war die ganze Sache mit dem „Torfberg“ gescheitert. Gottfried Hansen war dort die längste Zeit Maschinenheizer.

Die beiden Wohnhäuser mit dem Maschinenraum wurden abgebrochen. Zum Schluss stand noch der Kamin in Viereckform erbaut; seine Steine dienten zum Aufbau landwirtschaftlicher Gebäude.

Quelle: Niedergeschrieben am 3. Januar 1963, von Josef Cramer, Füssenich 1963. Foto: Sammlung HCZ.


 

Namensgeber der Gruben

„Astraea“ und „Proserpina.“


"Astraea oder Astraia (altgriechisch Ἀστραία Astraía) ist eine Gestalt   der griechischen und rö-mischen Mythologie.


Proserpina ist eine römische Gottheit. Sie ist die Tochter des Jupiter und der Ceres und Gattin des Pluto, der sie in die Unterwelt entführte und zu seiner Gemahlin machte. Sie ist die Herrscherin über die Toten und Königin der Unterwelt. Sie entspricht der Persephone in der griechischen Mythologie"

Seite „Proserpina“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Juli 2021, 17:58 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Proserpina&oldid=214113307 (Abgerufen: 26. September 2021, 14:14 UTC)




Auszug aus der Urkunde der

"königlichen Ober-Berghauptmannschaft im Ministerio des Innern“ vom 22. Dezember 1832.


"Königliches Oberbergamt für die Niederrheinischen Provinzen.

Die Ober-Berghauptmannschaft im Ministerio des Innern beschließt auf den Antrag des königlichen Ober-Bergamtes für die Niederrheinischen Provinzen, wie folgt.


Art.1.

Dem Guts- und Bergwerks - Besitzer Albert Abels, Bürgermeister von Kommern und daselbst wohnhaft, wird die von ihm entdeckte Braunkohlen - Ablagerung in den Gemeinden Wollersheim, Embken und Juntersdorf, Kreis Düren, Regierungsbezirk Aachen, und Zülpich, Nemmenich, Floren und Merzenich, Kreis Euskirchen, Regierungsbezirk Köln, zur Anlage eines Braunkohlen-Bergbaus, welches er Astraea genannt, in einer Flächenausdehnung von 3,293,215 Quardatachtern oder Eintausend Vierhundert ein und vierzig Hectaren vier und sechzig Aren in Concession gegeben, nachdem derselbe bereits schriftlich erklärt hat, sich den nachfolgenden Bedingungen unterwerfen zu wollen.


p.p.

Berlin, den 22. Dezember 1832


L.S.                                   Königl.Oberberghauptmannschaft im Ministerio des Innern.

Gerhard"




In der Urkunde wurde die genehmigte Abbaufläche genau bestimmt. Von Norden der Ortschaft Embken eine große Linie bis zum Neffelbach an der unteren Mühle in Embken, von da den Neffelbach abwärts bis zur Mühle des Grafen von Trips bei Juntersdorf; sodann bis Hoven, Klostergarten, und bis Nemmenich. Gegen Osten bis Floren, gegen Süden bis Merzenich und bis nach Wollersheim. Gegen Westen schließlich zurück bis zum Ausgangspunkt in Embken.



1905 zweite Betriebsphase 

der Grube „Astraea“


"Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem sich die Preisverhältnisse aufgrund des Streiks im Ruhrkohlebergbau zugunsten der Braunkohle verschoben hatten, wurde das Feld Astraea von der Gewerkschaft "Hamburg in Gotha" aufgekauft. 

Nach dem man um 1900 bei Mutungsbohrungen erneut fündig geworden war, wurde die „Braunkohlegesellschaft Juntersdorf“ gegründet, die den Grubenbetrieb um 1905 wieder aufnahm. Es wurde auch eine Brikettfabrik errichtet und zur Verbesserung des Absatzes wurde gar von der Dürener Kreisbahn 1911 eigens eine Bahnstrecke von Zülpich nach Embken mit Stichanschluss an die Grube Astraea gebaut.

Das Werk schloss nach einem am 22. Mai 1908 in Düsseldorf gegebenen Bericht mit einem beträchtlichen Betriebsverlust ab, der auf das Fehlen eines Bahnanschlusses, wodurch der Absatz stockte, zurückgeführt wurde.

"Die Gewerkschaft Hamburg verpflichtete sich dem Kreis Düren gegenüber, nach Fertigstellung der Linie Zülpich - Embken ihre auf 100000 Tonnen veranschlagte Gesamtproduktion (Briketts und Braunkohle) auf der Dürener Kreisbahn zu verfrachten bzw. die Waggons auf der Dürener Kreisbahn zur Staatsbahn zu befördern.

Die Baukosten für die 9,86 km lange Strecke wurden auf 835500 Mark, der Aufwand an Grunderwerb auf 120000 Mark veranschlagt.

Da der Ertrag der Grube und somit die Produktion der Brikettfabrik weit hinter dem mit der Dürener Kreisbahn vereinbarten Ziel von 100.000 Tonnen pro Jahr zurückblieb, wurde der Bahntransport bereits 1920 wieder eingestellt (Dürener Kreisbahn 50 Jahre, Seite 28.)

Im Jahre 1924 wurde die Grube endgültig geschlossen. Der Bahnanschluss wurde zurück gebaut, die Tagesanlagen der Grube und die Brikettfabrik abgerissen.



Als Erinnerung an die Bergbauvergangenheit trägt heute in Juntersdorf eine Hauptstraße den Namen „Astreastraße und auf der Ecke Hovener Straße / Düttling“ steht ein historischer Muldenwagen aus der Grube mit der Aufschrift „Grube Astrea 1833–1924“.

Foto: Sammlung Jusiz-Club Düren


Die Bergbaugesellschaft existierte noch bis 2018. Andere Namen waren: Braunkohlen-Bergwerk und Brikettfabrik Juntersdorf/Astraea/Astrea/“Hamburg“


Infos:

20 Bergmänner holten bis zu 40 Meter tief den begehrten Brennstoff aus der Erde des Astraea-Feldes. In der Nähe zwischen Ginnick und Füssenich arbeiteten 30 Mann in der Grube Proserpina, ihr nach der römischen Göttin der Unterwelt benanntes Gegenstück. Besitzer waren die Zülpicher Honorationen Josef Abels und HermanJosef Hall. Letzterer galt als besonders fortschrittlich. Er führte den Pfeilerbruchbau ein, der dem damals primitiven Untertagebau etwas von seiner Lebensgefährlichkeit nahm und stellte zu Wasserhaltung die erste Dampfmaschine im Revier auf („Dürener Land“ Baltasar Schmitz, S. 120, 1971).


Die Rolle der Dürener Kreisbahn.

Das Unternehmen wurde 1908 gegründet. Am 6. Oktober dieses Jahres nahm die Kreisbahn auf ihren ersten Straßenbahn- und Eisenbahnlinien den Betrieb auf. Die Eisenbahnstrecke nach Zülpich wurde im Jahre 1911 bis nach Embken verlängert, wobei ein Anschlussgleis zur Braunkohlenbrikettfabrik Astraea gelegt wurde.


Am Ortsrand von Juntersdorf wurden eigens für die Arbeiter der Grube Wohnungen gebaut, die heute noch genutzt werden.

Seite „Grube Astraea“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Juli 2020,

18:03 UTC.URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Grube_Astraea&oldid=202025772 (Abgerufen: 18. September 2021, 14:51 UTC) Fotos: Sammlung Justiz-Club Düren. Lok: Dürener Kreisbahn.



Erinnerungen aus erster Hand.

„Es muss um das Jahr 1905 gewesen sein, als Experten des Kohlebergbaus in Juntersdorf eintrafen, um Bohrgeräte in dieser Gegend aufzustellen. Man wollte nach Kohlen muten. Es dauerte nicht lange, da hatte Vater den Auftrag, Bohrgeräte und Wasser zu den angegebenen Plätzen zu transportieren. Pferde, Karren und Wasserfässer waren ja vorhanden. Im Gelände zwischen Juntersdorf, Embken und Wollersheim wurden Probebohrungen durchgeführt und dadurch viele Arbeitskräfte aus diesen Ortschaften beschäftigt

Zunächst war man diesem Unternehmen gegenüber etwas skeptisch, bis plötzlich von Bohrturm zu Bohrturm der Jubelruf erscholl: „ Fündig, fündig, fündig!“ Die Bevölkerung sah auf einmal einen Lichtstreifen am sonst so düsteren Horizont. Die Grube Astrea entstand.

Man trieb tiefe und lange Stollen unter das brachliegende Heideland und baute Fabrikgebäude und Hallen. Zwei große Schornsteine ragten eines Tages gen Himmel; Förderbänder beluden Loren mit Braunkohle, die dann, in der Fabrikation zu Briketts gepresst, in bereitstehende Waggons verladen wurde.

Für die Beförderung der Waggons aber auch der Arbeiter und deren Familien legte man eine Bahnstrecke zwischen Embken und dem Bahnhof Zülpich an. Zu all den Anlagen, die in verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden, hatte unser Vater einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Nicht von ungefähr gingen nun die hohen Herren der Großindustrie in unserem Hause aus und ein: Pampus, Rechenberg, Lippig, Weimann - Namen, die heute noch in meiner Erinnerung lebendig sind. Sie waren die Wegbereiter der späteren „Westdeutschen Bohrgesellschaft Arnold Siep“.

Entnommen dem Buch „ Et hät noch immer jot jejange- Lebenserinnerungen der Margarethe Muhr geb. Siep (1901 – 1990), Seiten 48-50 Herstellung und Verlag „Books on Demand GmbH, Norderstedt“.ISBN 3-8334-0486-8, 1990, Herausgeber: Dr. Josef Muhr.





Das Symbol

Schlägel und Eisen sind die Werkzeuge für das international gebräuchliches Symbol im Bergbau. Schlägel und Eisen war schon im historischen Bergbau das wichtigste Werkzeug des Bergmanns.

Das so genannte „Gezähe“ (althochdeutsch) war für den Arbeiter im Bergbau unverzichtbar.

Das „Bergmannswappen“ (Bild) ist bereits seit dem 16. Jahr-hundert im Bergbau gebräuchlich.

Das Bergmannszeichen kann man manchmal auch auf alten Land- bzw. Geländekarten entdec-ken. Hier zeigt das Symbol die Lage eines Bergwerkes  oder Tagebau an. Bei stillgelegten Gru-ben wird das Zeichen auf dem Kopf stehend dargestellt.



Glück auf!

 
Der deutsche Bergmannsruf „Glück auf“ geht zurück bis ins 16.Jahrhundert, in eine Zeit, als der Bergmann noch zu Fuß bzw. über Leitern, den so genannten „Fahrten“ ein- und ausfuhr.


Beendete der Bergmann nach einem damals üblichen 10-Stundentag seine Arbeit, so musste er noch über die Fahrten hoch klettern, was oft eine gefährliche Kletterpartei nach sich zog, bei denen es damals nicht selten zu Unfällen kam. Dazu wünschte man ihm dann viel Glück (auf).
Der Bergmannsgruß ist auch heute noch im Bergbau zu finden.

Im Schriftverkehr ist noch gelegentlich die Grußformel „Mit freundlichem Glückauf“ gebräuch-lich.




Braunkohletagebau Zülpich-Mitte

Füssenich-Geich

1953 - 1969

Skizze: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung, Buch Victor-Rolff, Sein Leben, 1934-2012 .


Der Gründer

1937 Umwandlung in eine Kommandit-Gesellschaft.


Adolf Eduard Viktor Rolff (* 05. 02 1878 in Cottbus; † 28. 12. 1950 in Köln)  war ein deutscher Unternehmer im rheinischen Braunkohlebergbau, außerdem war er Mäzen und Förderer der archäologischen Forschung in Köln.

Viktor Rolff wurde 1878 als Sohn eines Textilfabrikanten in Cottbus geboren. 1903 heiratete er die ebenfalls aus Cottbus stammende Elisabeth Krüger (* 17. September 1883; † 19. Dezember 1965). 

Mit ihr hatte er fünf Kinder, von denen zwei bereits in jungen Jahren starben. Ein Sohn fiel als junger Mann im Ersten Weltkrieg, und der älteste Sohn fiel als Offizier im Zweiten Weltkrieg


.Aufgrund eines Gesetzes der Nationalsozialisten aus dem Jahre 1934 ( siehe unten) musste Victor Rolff seine Firma in eine deutsche Kommanditgesellschaft umwandeln lassen.


Das war der Beginn der „Victor Rolff KG“ (16. Dezember 1937).

Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 19.01.1938.S.20.




Tagebau im der Zülpicher Börde.

Für den Ausbau seiner Aktivitäten im Zülpicher Land kaufte Rolff 1937 mehrere Grubenfelder rund um Zülpich. Wegen des Zweiten Weltkrieges verzögerte sich aber der Aufschluss. Den Beginn des Betriebes im Tagebau Zülpich und in der dazugehörigen Brikettfabrik in Geich im Jahre 1953 erlebte der drei Jahre zuvor verstorbene Firmengründer nicht mehr mit. 



1959 - Firma in jüngere Hände

Mit 25 Jahren Leiter

eines großen Unternehmens.


Nach Viktor Rolffs Tod 1950 wurde das Unternehmen zunächst von seiner Frau und seinem Sohn Joachim fortgeführt. Enkel Victor Rolff übernahm damals die Gesamtprokura und arbeitete sich in der Firma langsam ein.

Im Jahre 1959 ging die Unternehmensleitung dann ganz an  den erst 25jährigen Victor Rolff  über,



Links: Friedrich Victor Rolff, genannt Victor Rolff, geboren am 28. Juni 1834 in Köln, verstorben am 15. Februar 2012 auf Burg Gladbach.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,


Seite „Viktor Rolff“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. September 2021, 12:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Viktor_Rolff&oldid=215499073 (Abgerufen: 26. September 2021, 15:37 UTC) Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung, Vettweiß-Gladbach.


„Victor, rette, was zu retten ist“


   Großmutter Elisabeth und der Kampf um die Firmenleitung.




1953 beendete Victor Rolff seine Schulkarriere im Jahr vor dem Abitur mit der Mittleren Reife. Das Umfeld des Familienunternehmens hatte er schon über seine Großmutter Elisabeth mitbekommen, jetzt lernte er als Volontär in einer Stahlbau-Firma und dann auch innerhalb der „Victor Rolff KG“.

In dem damaligen Spannungsfeld, das zwischen der Großmutter Elisabeth (rechts) und anderen Entscheidungsträgern bestand, kämpfte er darum, sich jetzt alle wichtigen Themen des Unter-nehmens anzueignen.

Wenn es ging, fuhr er noch einige Rennen. Wenn er später über diese Lebensphase erzählte, zitierte er seinen damaligen Widersacher, den Onkel, mit den folgenden Worten „Das Problem löst sich, Victor wird sich totfahren“.

Für die Großmutter muss diese Aussicht besonders bedrückend gewesen sein, da sie nicht nur 1953 ihren Mann durch Krebs verloren hatte, sondern Brüder und einen Sohn durch zwei Kriege sowie zwei Kinder früh nach der Geburt. Sie nahm Victor immer stärker in die Pflicht und Verantwortung und drängte ihn, den Rennsport aufzugeben, um in das große Unternehmen einzutreten und sich mit seiner ganzen Energie nur noch der Firma zu widmen. Sie setzte riesiges Vertrauen in ihn, übertrug ihm 1955 die Gesamtprokura bei der „Victor Rolff KG“. Da war er gerade einmal volljährig. Insgesamt wollte sie seine Erziehung weiterhin nicht aus der Hand geben.


Foto: Deutscher Meister auf Seriensport und Tourisme-Wagen bis 1300 ccm Automobilclub von Deutschland e.V. Victor Rolff mit Bruder Oscar, 1954.


Victor erinnerte sich später an den Bridgeclub seiner Großmutter und an einen anderen Kreis mit wichtigen Damen der Gesellschaft, die sich bei ihr trafen; dort musste er immer seine Aufwartung machen, mit den Damen plaudern und ihnen höfliche Briefe schreiben. Die Großmutter legte sehr großen Wert darauf, dass er perfekte Anstandsformen verinnerlichte uns sich jederzeit in ihrem Sinne standesgemäß verhielt.1957 bis 1958 konnte sich Victor einer Auszeit in München nehmen für ein Volontariat bei der Deutschen Banik. Um sein Wissen zu vertiefen, besuchte er gezielt Vorlesungen und Seminare in der Universität als Gasthörer. Diese Zeit war für ihn glücklich und entspannend – bis die Großmama ihn wieder zurückrief.

Als Victor von Borgward ein Werksfahrervertrag angeboten wurde, bot Großmutter Elisabeth mit einem eigenen Angebot entschieden dagegen, sie packe Victor „an der Ehre“. Wenn er später über diese Zeit sprach, verwendete er gerne den militärischen Ausdruck:“ Sie packte mich am Portepee“. Sie machte ihm eindrücklich klar, dass er die Befähigung habe, die Firma langfristig zu übernehmen – und dass die Firma auf ihn angewiesen sei.

„Victor, rette, was zu retten ist“. Und „Wem Gott ein Amt gibt, gibt er auch Kraft“, erklärte sie ihm und legte ihm einen Vertrag vor, der sein Gehalt in der Firma vervielfachte. Victor akzeptierte das Angebot und setzte ihr nicht lange danach die Pistole auf die Brust: Nun müsse er auf derjenige sein, der als Einziger das Sagen in der Victor Rolff KG habe.

So wurde er im Jahre 1959 mit nur 25 Jahren zum alleinigen Geschäftsführer des Unternehmens. Er erhielt damit als sehr junger Mann die Verantwortung für insgesamt 1200 Mitarbeiter. Insgesamt stellte er sehr große Forderungen an sich selbst und in gleicher Weise auch an seine Umgebung.

Aus dem gesellschaftlichen Leben zog er sich nun noch weiter zurück, führte ein diszipliniertes, arbeitsreiches Leben, trank grundsätzlich keinen Alkohol. “Ich habe nie so richtig auf den Putz gehauen“, sagte er später über sich.


(Fotos und Text: Mit freundlicher Genehmigung der „Victor-Rolff-Stiftung“, Gladbach, aus dem Buch " Victor-Rolff, sein Leben, seine Stiftung", 2023.Seiten 44/45.



Sportwagen, eine  Leidenschaft...

In Nähe der Grube Zülpich-Mitte in Füssenich-Geich, unterhielt Rolff u.a. eine Werkstatt, in die er auch seinen Mercedes-Benz 300 SL zur Reparatur vorbeibrachte. Das Werksgelände befand sich zu dieser Zeit bereits am Grubenrand Geich (heute Hecker & Krosch).


Oben: Franz-Josef Eversheim aus Füssenich mit einem Kollegen an der Motorbremse in der Werkstatt der "Victor Rolff KG" in Zülpich- Geich.

Seite „Friedrich Victor Rolff“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2020, 11:53 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Victor_Rolff&oldid=199640620 (Abgerufen: 23. September 2021, 09:14 UTC) Fotos: Sammlung Franz-Josef Eversheim, Füssenich, Motor und Motorbremse.





1953

Beginn des Tagebaus in Zülpich-Mitte.


Der Braunkohlenuntersuchungsausschuss Zülpich-Vettweiß, der damals in Zülpich tagte, hatte letztendlich die Vorlage an den Kölner Regierungspräsidenten Dr. Warsch zur endgültigen Genehmigung beschlossen.

Die Pläne umfassten ein Abbaugebiet von 900 Hektar zwischen den Ortschaften Zülpich sowie bei Füssenich/Geich im damaligen Kreis Düren. Die künftigen Braunkohlenfelder lagen teilweise in Tiefen bis zu 60 Meter und in einer Mächtigkeit von bis zu 12 Meter.

Die Ortschaft Juntersdorf lief sogar Gefahr, die Verlegung des Ortes hinzunehmen. Allerdings war diese Umsiedelung erst in einigen Jahrzehnten geplant", wurde aber nie realisiert.

Quelle: Dürener Nachrichten vom 16.7.1953, Seite 5.





Grube Victor (1953 bis 1969)

Zu Beginn der 1950er Jahre wurden im Rahmen von Bodenuntersuchungen bei Zülpich noch größere Braunkohlevorräte entdeckt, als dies schon vorher zu Zeiten des ehemaligen Braunkohlebergwerks bei Juntersdorf bekannt war. 

Das Volumen der abbaubaren Kohle alleine in den ersten Bodenschichten ohne die damals technisch noch nicht zugänglichen sehr tiefen Lagen wurde im Vorfeld auf ca. 60 Mio. Tonnen geschätzt. Die vorbereitenden Entwässerungsarbeiten wurden im Jahr 1952 durchgeführt. Im Jahr 1953 erfolgte dann der erste Abbau der Kohle. Bereits nach relativ kurzer und damit einer für den Bergbau eher untypischen Betriebszeit wurde der Grubenbetrieb aus wirtschaftlichen Gründen schon wieder im Jahr 1969 eingestellt.

Die abgebaute Kohle diente einerseits der Herstellung von Briketts in der direkt benachbarten Brikettfabrik bei Geich, die damals auch in privaten Haushalten noch verbreitet zum Heizen diente. Andererseits wurde hiermit das später gebaute werkseigene Braunkohlekraftwerk in Geich direkt mit Energie versorgt.

Mit der Braunkohle waren in Zülpich insgesamt fast 500 Menschen direkt oder indirekt beruflich verbunden. Die Arbeitsplätze erstreckten sich dabei nicht nur auf die Förderung und Weiterverarbeitung der Kohle. Vielmehr waren auch zahlreiche Zulieferer und andere Subunternehmer aus Zülpich sehr eng mit dem Tagebaugeschehen verbunden


Seite „Tagebau Zülpich“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. August 2023, 20:17 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tagebau_Z%C3%BClpich&oldid=236837097 (Abgerufen: 8. Juni 2024, 17:33 UTC)



Anstich in der Grube Füssenich-Geich 1953.

 

Am 28. September 1953 versammelten sich an der neuen Grube in Füssenich-Geich Frau Elisabeth Rolff, ihr Sohn Joachim Rolff und die Enkelkinder der Witwe, um den ersten Spatenstich im Braunkohlegebiet „Zülpich-Mitte“ zu machen. Nach der Zeremonie, der auch Vertreter der Betriebsleitung und Mitarbeiter der regionalen Presse beiwohnten, wurde der erste Kippwagen voll Braunkohle mit dem Seil die Rampe hinaufgezogen und in die Auffangkammer gekippt, Joachim Rolff und seiner Mutter machten gegenüber der Presse deutlich, dass beide das Werk des verstorbenen Gründers in seinem Sinne weiterführen möchten. Nach Abschluss der notwendigen Entwässerungsarbeiten wurde dann im Jahre 1953 mit dem Grubenaufschluss begonnen. 

Die Braunkohle wurde noch mit Lastwagen zur Brikettherstellung ins Werk „Fürstenberg“ transportiert. Später wurden diese Arbeiten mit werkseigenen Lösungen bewältigt. 

Über 500 Menschen waren hier in Arbeit. Das Gehalt der Arbeiter lag in den 1950er und 1960er Jahren bei ca. 600 DM monatlich. Dazu kamen noch Schicht- und Sonntagszuschläge.

Elisabeth Rolff und Sohn Joachim Rolff beim feierlichen Anstich im Tagebau Füssenich-Geich, 28.9.1953 (Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,  aus dem Buch " Victor-Rolff , sein Leben, seine Stif-tung").



Fotos vom  Anstich der Grube "Victor" am 28.9.1953.

Zwischen Weiertor und Eulenberg.

Victor Rolff  (links) vor dem neuen Bagger 104 am 18.9.1953


Der Bagger 104 wurde erstmals eingesetzt beim Grubenanstich am 28.9.1953 in der Grube Victor. Der 417 t schwere Koloss verfügte über eine Baggerschaufel von 6,5 Meter Durchmesser.

Er wurde zuerst eingesetzt, um den Mutterboden abzulagern. Dieser Boden wurde dann später zur Rekultivierung verwendet.  Anschließend wurde der Bagger 104 auf der Abraumtrasse weiterverwendet. Er konnte aber auch zur Kohlengewinnung eingesetzt werden.


Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Victor Rolff-Stiftung. Aus dem Buch "Victor Rolff, sein Leben, seine Stiftung", 2023, Seite 49.

 



"Grube Victor" 1953-1969 Luftaufnahmen.


DieLuftaufnahme zeigt die "Grube Victor" von Süden aus fotografiert. Am obigen Bildrand sieht man das Dorf Geich. Unten rechts kann man das Weiertor erkennen. Rechts nahe der Grube verläuft die Straße von Zülpich nach Geich.


Betriebsgelände in Füssenich. Anfangs standen die Gebäude in Nähe der Ölmühe bzw. in Nähe des Bahnhofs der Dürener Kreisbahn.Beide mussten um 1961 abgerissen werden.

Nach dem Fortschreiten des Abraumes 1961 wurden die Betriebgebäude an die B56 verlegt, dort, wo heute u.a.die Firma "Hecker & Krosch" ihren Werkstätten unterhält.


Fotos: Archiv Stadt Zülpich Bildarchiv, Luftaufnahme, Tagebau Zülpich, Bild t3.t4,t1

 


1955: Mehrfamilienhaus für die Belegschaft


Die Belegschaft bestand überwiegend aus Menschen aus der Region des Zülpicher und Dürener Landes. 1955 wurde in der Zülpicher „Geicher Gasse“ am Bachtor ein Mehrfamilienhaus und ein Doppelhaus für die höheren Angestellten errichtet. Viele Zulieferer und andere Subunternehmer waren mit dem Tagebau verbunden.

Das Foto zeigt eines der Gebäude, das 1955 als "Steigerhaus" bekannt war.

Foto vom 8.6.2024 mit freundlicher Genehmigung des Herrn Josef Rhiem aus Zülpich,Geicher Gasse.


Übrigens soll es zwischen der Firma Sieger in Bessenich und der Victor Rolff KG eine Übereinkunft gegeben haben, dass niemand direkt aus der Firma Sieger zu der Firma V.Rolff wechseln durfte.

Umgehen konnte man diese Regelung offenbar nur damit, dass man von der Firma Sieger zuerst in ein anderes Arbeitsfeld wechselte und von dort aus zum erstrebten Braunkohlenabbau in Zülpich stieß. Ob und wie oft dies in dieser Weise auch praktiziert wurde, ist dem Autor nicht bekannt.


Unfälle blieben leider nicht aus...

Leider gab es während der Jahre 1953 bis 1969 auch bedauernswerte Unfälle. 

So kam in der Fabrik ein junger Mann durch den Absturz aus höchster Höhe zu Tode. 

Am Förderband kam es 1967 zu einem weiteren tödlichen Unfall, der allseits Entsetzen auslöste. 

Auch bei Reparaturarbeiten am „Bagger 108“ wurde ein junger Mann, der an der Schaufel des Baggers arbeitete, getötet.

Beim Unfall mit einer Raupe kam ein junger Arbeiter ums Leben.

Zu einem schrecklichen Unfall kam es beim Verladen der Kohle. Bei dem Versuch, die Kohle zu verladen, schlug die Schließung des Waggons herunter und trennte den Arm eines Arbeiters ab.

Dazu kamen weitere Unfälle im Umgang mit den Maschinen und Gerät.



1961

Opfer des Tagebaus in Zülpich:

Zwei Mühlen, ein Bahnhof, ein Friedhof

und viele archäologische Funde.

Bei dem Abbau in den beiden Gruben wurden viele bedeutende Funde zutage gefördert. So wurden Münzen, Glasgefäße aus der Römerzeit oder Funde aus dem Mittelalter wie z.B. einige alte Gebäudeteile  und vermutlich auch eine kleine Kapelle gefunden. Über den Verbleib vieler Fundstücke wurden offenbar keine Listen geführt, so dass der Verbleib heute leider nicht mehr zu eruieren ist.


Der jüdische Friedhof "An der Karlsruhe".



Der jüdische Friedhof lag im Westen der Stadt in der Nähe des Weiertors. Ende der 1950er Jahre wurden die letzten 225 Gräber auf den Friedhof in Köln-Ehrenfeld umgebettet, weil die gesamte Fläche dem Braunkohlenabbau Zülpich bis vor die Tore Zülpichs weichen musste".


 

 

Jüdischer Friedhof " An der Karlsruhe" vor dem Weiertor - Aquarell von Kaspar Pütz. Mit freundlicher Genehmigung d.Herrn Pütz( Sohn).
Foto oben: Verwaltung der Jüdischen Friedhöfe der Synagogen-Gemeinden, Köln. https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-13011-20110706-5, zuletzt aufgerufen am 19.9.2017.



Biesenmühle und Ölmühle mussten dem Tagebau Zülpich weichen.

                                                                                         

Ölmühle Füssenich


Der Braunkohle weichen mussten 1961 leider die heute in historischer Hinsicht vermissten “Biesen- und Ölmühle“ (Foto) und der Bahnhof "Geich - Füssenich" am Neffelbach. 


Sie wurden abgerissen und sind heute nur noch in der Erinnerung vieler Füssenicher und Geicher präsent.         



Auch der Neffelbach musste 1961 aus den gleichen Gründen außerhalb der geplanten Grube verlegt werden. Er wird am Ende aller Aktivitäten im Jahre 1969 noch eine wichtige Rolle an der Grube spielen. Auch das Langendorfer Fließ an der B56 wurde teilweise umgeleitet.

Der Neffelbach - hier aus dem Eilich kommend - musste ungefähr an dieser Stelle Anfang der 1950er Jahre begradigt werden, da er sich quer durch das Abbaugebiet schlängelte. Oben Ufer-rand des heutigen Baggersees.




Wohin mit dem Dreck?
Abraumhalde Juntersdorf ab 1953

Zur Deponierung des Abraumes wurde bei Juntersdorf eine Hochkippe angelegt. Bereits nach kurzer Betriebszeit begann man dann mit der Rekultivierung der Halde. Es wurden Klee und Gras eingesät, durch die sich eine geschlossene Grasnarbe bildete, die Schafe abweideten. Die Halde wurde terrassenförmig aufgestockt. Die horizontal liegenden Flächen nutzte man als landwirt-schaftliche Flächen, die Böschungen dagegen, um den Boden zu halten, rekultivierte man forstwirtschaftlich.  


Oben: Die Lokomotiven zogen bzw. schoben ca. 6 – 7 Waggons - zeitweise mit zwei Loks.
Foto: Stadt-und Kreisarchiv, Bildarchiv, Mappe11/57
Oben: Auf der Straße zwischen Juntersdorf und Langendorf kann man an der Schranke das Gelände der Kippe Juntersdorf erreichen. Hier an dieser Stelle verliefen die betriebseigenen Schienen der Werkloks der Firma Victor Rolff KG aus Füssenich kommend.
Kurz nach der Aufnahme der Grubenarbeiten musste der Abtransport des Abraums noch mit Lastwagen und später mit Lokomotiven bewältigt werden. 


Abtransport mit neuartiger Bandstraße.

Für den Abtransport wurden u.a. 4 Lokomotiven der Firma Schöttle & Schuster aus Türnich und weitere Loks aus dem Werk der Firma Viktor Rolff KG in eingesetzt. Der Abtransport wurde dann einige Zeit später mittels einer neu angeschafften Bandstraße ersetzt. Die Rohkohle wanderte über starke Gummibänder in Richtung Fabrik, ebenso auch der Grubenabraum in Richtung Juntersdorfer Kippe. Die Bandstraße war ca. 10 km lang. Die 1 m breiten Spezial-Gummibänder hatten eine Länge von jeweils rund 800 m. Über die Bandstraße kam die Kohle in den Bunker der Fabrik, der rund 4500 cbm Fördergut aufzunehmen vermochte.


Foto: Sammlung Peter Spilles, Zülpich. Mit freundlicher Genehmigung von Frau Spilles, Zülpich.









Vor 70 Jahren

18. Mai 1954.
Grundsteinlegung für die neue Brikettfabrik - 
einzigartig in der Region.


Die Braunkohlen wurden zunächst in die Brikettfabrik in der Grube Fürstenberg bei Frechen transportiert. Um die Braunkohle im eigenen Werk verarbeiten zu können, baute man in Geich ab 1954 eine neue Brikettfabrik.


Bei Geich wurde 1954 der Grundstein für die neue Brikettfabrik gelegt und am 12. 10. 1955 konnte das Werk in Betrieb genommen werden. Viele Menschen aus der Region kamen hier in Beschäftigung. Das Gehalt der Arbeiter lag in den 1950er und 1960er Jahren bei etwa stolzen 600 DM monatlich. Dazu kamen noch Zuschläge für Sonntags- und Feiertagsarbeit.


 

In den Abendstunden jenes Tages purzelten die ersten Briketts auf ein Förderband, und die Familie Rolff sowie Vertreter der Industrie, der vielen Lieferfirmen und die Belegschaftsmitglieder nahmen sich zur Erinnerung ein noch warmes Brikett mit nach Hause. Sieben Pressen arbeiten unentwegt in drei Schichten. In 24 Stunden werden 1.300 Tonnen (= 26.000 Ztr.) Briketts gepresst, ausgestoßen und in Güterzügen oder von Lastkraftwagen im Landabsatz abtransportiert. Das Werk arbeitet auf vollen Touren.

Foto: Brikett mit der Aufschrift 1955-1969 Werk Zülpich, Victor Rolff KG. Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Victor-Rolff-Stiftung,


Fabrikgelände in Geich (Foto: Archiv Victor Rolff-Stiftung)

Seite „Braunkohlebergbau“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. August 2021, 15:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Braunkohlebergbau&oldid=214492990 (Abgerufen: 25. September 2021, 13:12 UTC) Foto: Stadt und Kreisarchi Düren, Bildarchiv, Mappe 115/7.





Aufbau der neuen Fabrik 1954.

Männer der ersten Stunde.


Diese fünf Männer aber auch viele weitere Kollegen packten am Neubau der Fabrik ab 1954 kräftig mit an. Die Firma wurde von der "Firma Babcock" aus Oberhausen gebaut. 

Einige Mitarbeiter dieser Baufirma wechselten nach Fertigstellung der Fabrik 1955 zur "Victor Rolff KG".


 Foto: Am Bau der neuen Fabrik mit Rat und Tat beteiligt: Oben: H. Klinkhammer, unten v.l. die  Herren Weber, Ackermann, A. Schumacher und H. Mader aus Füssenich und Geich.

Weitere Kollegen aus den ersten Tagen. (Fotos: Privatsammlung M.Mader, Geich).

 


Oben: Aufbau des werkseigenen Kraftwerks zur Stromerzeugung u.a. für die Papierfabrik in Bessenich, für das RWE in Essen und für eigene Nutzung.

Verladestelle der Brikettfabrik. Hier wurden die Briketts für den Transport über die Eisenbahn-strecke Düren-Zülpich-Euskirchen (seit 1949 Bundesbahn) aufgeladen. Die Briketts für die privaten Haushalte wurden ebenfalls in der Fabrik zur Verfügung gestellt.

Foto: Sammlung Peter Spilles, Zülpich. Mit freundlicher Genehmigung von Frau Spilles, Zülpich.



Hier war bis 1969 die Verladerampe. Schienen der V. Rolff KG führten zu den Gleisen der Deutschen Bahn ( Düren-Zülpich-Euskirchen).

Schienen der Strecke Düren-Zülpich-Euskirchen. Im Hintergrund die Fabrik in Geich.  Von der Strecke ging ein Abzweigung zur Fabrik.

Farbfotos: Archiv History-Club Zülpich.


Die Bandstraßen lösten die Lokomotiven bei der  

Beförderung des Abraums und der Kohle ab.


Bandstraßen für den Transport der Rohkkohle und für den Abraum der Erdschicht in der Grube.


Foto oben:Bandstraße in Geich, Foto: Sammlung Karl Kloock, Geich.  Foto unten: Sammlung Peter Spilles, Zülpich. Mit freundlicher Genehmigung von Frau Spilles, Zülpich.




1955:

Joachim Rolff unterschrieb den ersten in der Fabrik hergestellten Braunkohlebrikett.

Der erste und das letzte Brikett aus der Fabrik:


Rechts: J. Rolff mit dem ersten Brikett 1955

Fotos: Gemeinde Vettweiß, Bildarchiv.




Am 12. Oktober 1955 nahm man die Fabrik in Betrieb. In der Fabrik arbeiteten sieben Pressen in drei Schichten. In vierundzwanzig Stunden wurden 1.300 Tonnen Briketts gepresst, ausgestoßen und in Güterzügen oder von Lastkraftwagen im Landabsatz abtransportiert. Die Fabrik lieferte auch Strom für das RWE (Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk). 

Die im Werk erzeugte Energie wurde in der Fabrik nicht ganz benötigt und so konnten erhebliche Mengen Strom an das Versorgungsnetz der Umgebung abgegeben werden. Eine erste Turbine lieferte rund 13.000 Kilowattstunden, die zweite Turbine erzeugte rund 24.000 Kilowattstunden".

Info: Die Braunkohle wurde mit Maschinen zerkleinert, getrocknet und in Brikettform gepresst. Damals war die Fabrik in Geich die modernste Brikettfabrik in Westdeutschland. (heimatweb-eu.de)

Brikettfabrik in Geich, Trockner für Kohlen, Einfallseite.

.

Pressenhaus, Foto: Archiv Victor Rolff-Stiftung.

Seite „Braunkohlebergbau“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. August 2021, 15:09 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Braunkohlebergbau&oldid=214492990 (Abgerufen: 25. September 2021, 13:12 UTC)



Förderbänder-und Spezialbagger –

 das Modernste in dieser Zeit


"Nachdem die abgebaute Kohle zunächst über Lastwagen und mit einer Abraumbahn transportiert worden war, wurde diese danach sehr schnell durch große Förderbänder aus Gummi ersetzt. Diese Förderbänder hatten insgesamt eine Länge von ca. 10 Kilometern und verliefen damals direkt in die Brikettfabrik oder zu den Abraumhalden.


In der Brikettfabrik wurde die noch unbehandelte Kohle zunächst in einem Bunker mit einer Kapazität von ca. 4.500 Kubikmeter zwischengelagert. Ein so ständig vorrätiges Mindestmaß an Kohle sollte nicht nur als Lager, sondern auch als Sicherheitsreserve für eventuelle Ausfälle der Bandstraßen dienen.

Bandstraße für Abbau von Kohle und Erde.

Foto: Stadt- und Kreisarchiv Düren, Bildarchiv, Mappe 115/5)


Die Förderbandanlage wurde damals als eine der modernsten Anlagen im Braunkohlenbergbau in Europa gesehen, und war daher gleichsam auch ein beliebtes Studienobjekt für zahlreiche – und sogar auch ausländische – Experten.




Spezialbagger für spezielle Arbeit.

Schaufelbagger sind die größten Bagger der Welt 

und werden seit den 1930er Jahren hergestellt.

 


Einige Bagger der Grube Victor.


 Bagger 108

Bagger der Anfangsjahre. 

Lokomotiven für den Abtransport.

Oben: Bagger 102  mit der Abraumlokomotive bei der Fahrt Richung Juntersdorf.


Da die Braunkohle erst in einer Tiefe von ca. 60 Metern zu finden war, musste der Abbau in zwei Trassen mit einem 417 Tonnen schweren und einem kleineren Schaufelradbagger sowie einem Eimerkettenbagger erfolgen, wobei der Abbau der Kohle dann im "Schwenkbetrieb" um einen ge-dachten Drehpunkt herum fortgeführt wurde. [1]

Oben: Eimerkettenbagger 101.

 

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der Victor Rolff-Stiftung. Aus dem Buch "Victor Rolff, sein Leben, seine Stiftung", 2023, Seite 56


Bagger 106: Foto Sammlung B.Schumacher, Füssenich.



[1] Seite „Tagebau Zülpich“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2021, 14:26 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tagebau_Z%C3%BClpich&oldid=211636506 (Abgerufen: 25. September 2021, 12:01 UTC)


1970: Blick auf die Rest-Grube Füssenich am Weiertor in Zülpich. Die Grubenarbeiten wurden ein Jahr zuvor eingestellt, der westliche Teil der Grube u.a. mit Wasser des Neffelbaches aufgefüllt

.
Foto: Fotoarchiv Medienzentrum Euskirchen, K. Mertens.

 

                              


Richard Cramer war in 

vielen Bereichen einsatzbereit.


Richard Cramer († 2010) aus Geich an seinem Arbeitsplatz in der Grube „Victor“ Füssenich-Geich. 

Mit zwei weiteren Kollegen saß er u.a. auf dem hochmodernen Bagger 108, konnte aber nach Meinung eines Mitarbeiters in viele Arbeitsbereiche eingesetzt werden.

Hier stellvertretend für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tagebaus „Victor Rolff“ von 1953 bis 1969. 

Viele ergriffen nach der überraschenden Schließung des Werkes ganz neue Berufe in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Richard Cramer z.B. wurde später Polizeibeamter.

(Foto: Sammlung Helmut Cramer, Geich).


B. Schumacher (links sitzend) aus Füssenich mit einigen Kollegen in der Grube , 1960er Jahre.

Herr Schumacher war ab 1960 als Raupenfahrer an einer Planierraupe eingesetzt.

Foto: Sammlung B. Schumacher, Füssenich.




Schienennetz in der Grube - natürlich mit "Weichensteller".


Für das betriebseigene Schienennetz benötigte man in der Grube natürlich auch einen "Weichen-steller". Auf dem Foto ist Dr. Hanns G. Noppeney als Student zu sehen, der diese Arbeit während seiner Semesterferien 1957 für zwei DM je Stunde übernommen hatte.  

Heute lebt Herr Noppeney im Ruhestand in Troisdorf, hat aber immer noch ein ungebrochenes Interesse an seinem geliebten Ort Füssenich.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung Dr. H.G. Noppeney.




1961
Der bisherige Abtransport zur
Kippe Juntersdorf wurde eingestellt.


Im Jahre 1961 wurden die Grubenarbeiten vor dem Doppelort Füssenich-Geich bis an die Ortsgrenzen beider Dörfer ausgeweitet, wobei die Abraumbänder knapp am Grubenrand vorbeliefen. Die Grube kam nun schon sehr nahe an Füssenich heran.

Übrigens wurde der Abraum ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Halde in Juntersdorf transportiert, sondern wurde unterhalb Zülpichs aufgeschüttet, um dieses als erstes entstandene Restloch in kürzester Zeit einer allseits erwünschten Rekultivierung zuzuführen (Das Foto entstand nach erfolgter Rekultivierung in den späten 60ern).

Das Kohle-Förderband wurde nun direkt aus der Grube über die heutige Aachener Straße zur Brikettfabrik in Geich befördert, was eine deutliche Verkürzung mit sich brachte. Verlegt an die B 56 (heute u.a. Firma Hecker & Krosch) wurden 1961 alle Werkstätten, das Verwaltungsgebäude, die Schlosserei, die Waschräume und sonstige Betriebsräume, die bis dahin in Nähe einer der alten Mühlen in Füssenich standen.

Der Neffelbach, der sich jahrhundertelang durch die Wiesen und Auen vorbei an den beiden alten Mühlen schlängelte, musste nun ab Höhe der Luisgesmühle an den Rand von Füssenich und Geich verlegt werden, wo er heute nach über 60 Jahren immer noch verläuft. Er wurde Ende der 1960er Jahren zur Flutung des Restloches genutzt.


Foto: Sammlung Peter Spilles, Zülpich. Mit freundlicher Genehmigung von Frau Spilles, Zülpich.



1965 wurde mit dem Tagebau in "Zülpich-Süd" begonnen. 

Bagger 108 im Einsatz.



Abbaugebiet Zülpich -Süd, 1965 -1969.

Der Abbau in Zülpich-West (Juntersdorf) wurde nie realisiert.





Die Grube Zülpich-Süd - 

zwischen Zülpich, der B 56 und Lövenich 1965-1969.

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der Victor Rolff-Stiftung. Aus dem Buch "Victor Rolff, sein Leben, seine Stiftung", 2023, Seite 56.



Einer der seinerzeit hochmodernsten Schaufelbagger in Europa. Der 8 Millionen teure Bagger 108. 

Er wurde ab 1965 in der Grube "Zülpich-Süd" eingesetzt. Zusammengebaut wurde er in zwölf Monaten in der "Grube Victor"  am alten Bahnhof und danach in kleinen Schritten am Eulenberg vorbei bis nach Langendorf gefahren. Mit ihm kam u.a. auch der nicht minder moderne Bagger 107 zum Einsatz.


Foto Bagger 108: Mit freundlicher Genehmigung der Victor Rolff-Stiftung. Aus dem Buch "Victor Rolff, sein Leben, seine Stiftung", 2023, Seite 56



Das Ende einer Erfolgsgeschichte.

Bereits 1967 erste Überlegungen zur Schließung.
Verkauf der Firma 1969 an "Rheinbraun/RWE Power".



Victor Rolff entschied sich bereits im Jahre 1967 nach einer gründlicher Überlegung dafür, das Braunkohlegeschäft  kurzfristig zu beenden, da es für ein Familienunternehmen mit seiner Größe unter den hiesigen Bedingungen nicht mehr wirtschaftlich zu halten war. Er verkaufte die Firma 1969 schließlich an "Rheinbraun bzw. RWE Power". Stolz war Victor Rolff seinerzeit, dass alle seine 1200 Mitarbeiterinnen und MItarbeiter im Anschluss eine neue Beschäftigung fanden. Im Jahr 1971 kaufte Victor Rolff die Burg Gladbach und sanierte diese von Grund auf.

Die Schließung war für den damals Anfang dreißigjährigen Unternehmer eine schwere Aufgabe, die er mit hoher sozialer Verantwortung löste. Sein lang gereifter Plan, eine Stiftung zu gründen, verwirklichte er im Jahr 1995 und setzte die Burg als Sitz der Stiftung fest.

Er schätzte die Ruhe in der Natur, insbesondere in der nahe gelegenen Nordeifel, und zog sich weitestgehend in sein neues Zuhause zurück. Hier fand zwischen historischen Barockmöbeln auch moderne Malerei ihren Platz an den Wänden. Er widmete sich  mehr und mehr der Landwirtschaft, die sein Leben von Anfang an prägte und erfüllte. Hier in seinem privaten Rückzugsgebiet pflanzte er 14.000 Bäume, die er aus seiner alten Heimat "Gut Pompelbusch" holen ließ, um sie dort nicht verkommen zu lassen.

V. Rolff war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Zuletzt lebte er mit seiner Partnerin, der Künstlerin Caroline Lauscher, auf Burg Gladbach.“

Dass F. Viktor Rolff ein begeisterter Autofahrer war und dem Rennsport sehr nahe stand, ist bekannt. Seine Leidenschaft für den Motorsport musste er allerdings schon in frühen Jahren für den Braunkohletagebau aufgeben.


1969: Rheinbraun als neuer Eigentümer.


"In der Mitte der 1960er Jahre ging die Wirtschaftlichkeit der Gruben stark zurück. 1965 wurden große Teile der Förderung auf Halde gelegt.

Beide Gruben wurden nach 1969 mit dem Wasser des Vlattener Baches bzw. Neffelbaches geflutet, wobei die Grube Füssenich mit dem Abbau der Grube Zülpich-Süd langsam aufgeschüttet wurde, so dass nur ein Teil des Erdlochs mit Wasser - so wie es heute sichtbar -  aufgefüllt wurde. Das Teilstück Nähe Zülpich wurde erneut Ackerland. Alle Werksbauten, die ich seinerzeit in Nähe des Bahnhofs Geich-Füssench befanden, wurden bereits um 1960 abgerissen und neu auf dem Grundstück an der B 56, heute Firma Hecker & Krosch, erbaut.


Foto: Werksgelände am Dorfausgang Geich Richtung Zülpich. Hinter der Halle links im Bild befinden sich heute noch Reste der Werksgebäude der Victor Rolff KG aus dem Jahre 1960. Am 01.09.1969 gründeten hier Johann Krosch und Adolf Hecker – zunächst als Reparaturbetrieb mit zwei Arbeitern - die Firma „Hecker & Krosch“.


"Am 31. August 1969 wurden schließlich alle Grubenarbeiten aufgegeben, und auch in der nahegelegenen Grube Zülpich-Süd wurde der Betrieb vollständig eingestellt. Die Grundtücke der Werksanlagen auf dem heutigen Grundstück Hecker & Krosch wurden verkauft". 

Am 01.09.1969 ging das gesamte Werk Zülpich an die Rheinische Braunkohlenwerke AG (Rheinbraun).


Foto: Sammlung History-Club Zülpich.


Am Montag, 01.09.1969, standen alle Räder still.



Sonntag , 31.August 1969: 

Um 6.35 Uhr schaltete Betriebsleiter Johann Krosch im Pressenhaus die erste Brikettpresse ab. Wenig später folgten in Abständen die restlichen Pressen.  

Ein Mann der letzten Schicht im Pressenhaus war Willi Virnig aus Geich. (Foto rechts). 

In der Presse befanden sich zwei Stempel. Einer für den letzten "normalen" Brikett (Union) und einer für den "Zierbrikett 1955-1969".  



Willi Virnig mit dem  letzten Brikett am 31.8.1969.




Im Pressenhaus nahm er noch schnell als Andenken einen der letzten gepressten „Klütten“ mit nach Hause.






Vor der Vernichtung gerettet:


Foto vom Fenster eines Betriebsgebäudes, zur Verfügung gestellt von dem ehemaligen Arbeiter Willi Schneider aus Geich, der es für ein paar Mark als Andenken an seinen Arbeitsplatz erworben hatte. Das Fenster schmückt heute seine Garage in Zülpich-Geich.

Das Fenster stammt aus dem Betriebsgebäude ganz links im Foto.

Foto oben: Willi Schneider, Geich, unten:Archiv Stadt Zülpich Bildarchiv, Luftaufnahme, Tagebau Zülpich, Bild t3.



Ledertasche aus dem Bestand der Firma Victor Rolff KG.


Ein schönes Andenken an die Arbeit in der „Grube Victor“ ist diese Handwerkertasche (ein Original) aus dem Jahre 1957 von Willi Schneider aus Geich. 
Die Taschen in Leder wurden ab Mitte der 1950er Jahre an die Belegschaft ausgegeben und waren bereits mit dem nötigsten Werkzeug bestückt. Heute noch befinden sich in der Tasche viele Werkzeuge, die man damals als Handwerker in der Firma brauchte.

 

Nach der Schließung der Gruben durften die Arbeiter die Taschen als Andenken mit nach Hause nehmen. Die damalige handwerkliche Beschaffenheit der Ledertasche ist auch heute noch - nach fast 70 Jahren - ungebrochen.



Mit freundlicher Genehmigung d. Willi Schneider , Geich


Flutung der Tagebaurestlöcher "Zülpich-Mitte"

und "Zülpich-Süd" ab 1969. 


Nach der Schließung des Braunkohletagebaus in „Zülpich-Süd“ und „Füssenich-Geich“ wurden die Restlöcher zwecks Bildung von „Baggerseen“ geflutet. 

Die Flutung beider Restlöcher wurde in zwei verschiedenen Vorgängen erreicht: Durch die so genannte "passive" und durch die "aktive" Flutung.

In der passiven Flutung wurde der Wasserspiegel durch den Anstieg des Grundwassers angehoben, bei der zusätzlichen aktiven Flutung, die in beiden Restlöchern Anwendung fand, wurde Fremdwasser aus dem Neffelbach bzw. Vlattener Bach in die Gruben geleitet, was einige Jahre in Anspruch nahm.

Am Ende des Flutungsprozesses sind die beiden Tagebaurestseen entstanden, die heute zur Naherholung und Wassersport genutzt werden.

Ende der 1960er Jahre wurde das Restloch nach der Auskohlung und Schließung der Grube „Victor“ in Füssenich-Geich u.a. mit dem Wasser des Neffelbaches geflutet. Gut erkennen kann man, dass der östliche Teil der Grube bis hin zum Weiertor bereits rekultiviert wurde.

Neben dem Restloch in "Zülpich Mitte" wurde auch die Gruben in "Zülpich-Süd" mit dem Wasser eines Baches über Jahre hinweg geflutet. Hier war es der Vlattener Bach, der den See in en 1970er Jahren entstehen ließ.


Sammlung Peter Spilles, Zülpich. Mit freundlicher Genehmigung von Frau Spilles, Zülpich.

Bildarchiv Stadt  Zülpich Mappe X Bild 7.





Mein herzlicher Dank für die Unterstützung geht an:

Dr. Hanns G. Noppeney
Stadt- und Kreisarchiv Düren
Stadtarchive Zülpich und Kerpen
Gemeinde Vettweiß, Bildarchiv
Dürener Nachrichten/Zeitung
Dürener Kreisbahn
Eisenbahnstiftung, Herr Bügel
Dr. Josef Muhr
Verwaltung der Jüdischen Friedhöfe der Synagogen-Gemeinden, Köln.
Frau Spilles aus Zülpich, Maria Mader, Willi Schneider, Helmut Cramer und Willi Virnig aus Geich,
Josef Schmitz und Barthel Schumacher aus Füssenich u.v.a.







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