Die Reportage zum Fest
Foto: Archiv St. Nikolaus-Stift zu Kloster Füssenich 2022.
125 Jahre St. Nikolaus-Stift in Füssenich
1896 - 2021
Feierlichkeiten am 24.9.2022
Wie alles begann...
Nach Enteignung und fünfmaligem Besitzerwechsel "Gott sei Dank "wieder in kirchlicher Obhut.
Pensionat im Jahre 1929
1802 - Aufhebung des Klosters
Vor 125 Jahren
Philipp Kardinal Krementz, der Kölner Erzbischof, veranlasste dann auch die Einrichtung genau im Sinne der Erblasserin. Am 15. August 1896 verkündete die Erzdiözese Köln die Eröffnung des neuen
"St.-Nikolaus--Stifts zu Kloster Füssenich".
Philipp Krementz, seit 1883 Kardinal, hatte auch das Stiftungsstatut entwor-fen, das bis auf ganz wenige Änderungen heute noch seine Gültigkeit hat (unten).
Außerdem bestellte er das Kuratorium und weihte das Haus am 01. Oktober 1896 ein.
Am 04. August 1894 wurde die Stiftung offiziell zur "juristischen Person" mit allen Rechten und Pflichten, die eine solche Verleihung mit sich bringt, er-klärt. Und eine Woche später konnte der Vorsitzende des Kuratoriums, Dr. Hermann Josef Schmitz, dem Dorfpfarrer Friedrich Gérard den Einzug der Augustinerinnen aus der Anstalt in Hoven ankündigen. Sie sollten das In-ternat leiten.
Seit 1896 ist das frühere Kloster mit seinem Ackergut nun schon eine Schule. Zum Gedenken an die Stifterin sind ihr Portrait und der Totenzettel im "Bischofszimmer" des Nikolausstifts ausgestellt.
Erste Seite vom "Statut" aus dem Jahr 1894
Gesamte Urkunde - bitte anklicken
Seit 1996 haben sich
die Schulform und die pädagogischen Prinzipien
immer wieder verändert
und werden dies in der Zukunft sicher auch weiterhin tun.
Das Mädcheninternat im Wilhelminischen Kaiserreich, 1904
...und über 100 Jahre später.
Im Jahre 1896, ganze 94 Jahre nach der Aufhebung des Klosters, zogen nun sieben Augustinerinnen mit den ersten zehn Schülerinnen in das neu benannte „St.-Nikolaus-Stift zu Kloster Füssenich“ ein.
Diese überließen nach einer fünfzigjährigen Tätigkeit und stark dezimiert mit schwerem Herzen nun der "Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Herzen Jesu" das Kloster, weil diese nach dem Krieg aus Breslau vertrieben wurden und greade hier in Füssenich eine neue Aufgabe suchten.
Mit 30 Schwestern übernahmen die Nachfolgerinnen am 01.02. 1950 die Leitung des Klosters. Ostern 1953 wurde die „Frauenfachschule B“ eröffnet, in der man nun die Fachschulreife erlangen konnte. Später wurden Internat und Wohnheim angegliedert.
Anfang 1954 wurde Prälat Peter Lewen Vorsitzender des Kuratoriums. Mit ihm begann eine Blütezeit des Klosters. Fließendes Wasser, auch in allen Zimmern des ersten Stocks, oder gänzliche Erneuerung des Fußbodens sind nur einige Beispiele für die nun stattfindenden Renovierungsarbeiten am Kloster.
Im Jahre 1956 wurden dann sogar neue Klassenräume, die sich harmonisch in das Gesamtbild der Klosteranlage anpassten, fertiggestellt.
Stellvertretend für die vielen Oberinnen sei hier die von 1950 bis 1972 tätige Mater Dr. Wilhelmine Brüggemann als Leiterin des Konvents genannt.
Sie war Direktorin des St.-Nikolaus-Stiftes. Man bescheinigte ihr auf der Ehrentafel Verständnis für die Jugend, weil sie ihr Ehrfurcht und Liebe entgegenbrachte.
Im Januar 1972 verstarb die beliebte Schulleiterin in Füssenich.
1972 wurden dann erstmals zur Bewältigung der enorm ansteigenden Schülerinnenzahl auch Lehrkräfte von "außerhalb" eingestellt, deren Zahl sich bis 1982 auf 9 Hauptschul-, Realschul- und Gymnasiallehrer erhöhte, die ehrenamtlich Unterricht erteilten. Der heute pensionierte Lehrer Bruno Schall führte damals die Liste der "von außen kommenden Lehrkräfte" an.
Heute leben leider keine Schwestern mehr im Kloster. Zuletzt verließ im Jahre 1998 die "Kongregation der Schwestern vom Göttlich-en Herzen Jesu" das Stift und verlegte das Mutterhaus nach Bad Münstereifel und dann 2002 nach Breslau.
1998: Das Internat wurde nun von weltlichen Erzieherinnen geleitet.
Oben: Erinnerungstafel im Schulgebäude
Die letzten Gräber der Schwestern aus dem Kloster auf dem Friedhof in Füssenich. Die Gräber sind kürzlich entfernt worden.
Ort der Entspannung - Der Weiher
125 Jahre
Kurz und bündig...
Namensgeber des Stifts:
Der heilige Nikolaus von Myra
(Heiligenfigur in der Klosteranlage)
1896: Die ersten sieben Cellitinnen (Augustinerinnen) und zehn Schülerinnen ziehen in das Kloster ein. Kardinal Krementz weiht das Haus feierlich ein. Man lebt dort nach der Klosterregel des hl. Augustinus.
1908: In der deutschen Presse wird bekannt, dass nun die ehemals aus dem Kloster in Füssenich stammende Figur "Füssenicher Madonna" durch ein Geschenk des Samm-lers Alexander Schnütgen im Jahre 1889/90 in den Kölner Dom gelangte.
(Links: Füssenicher Madonna , vermutlich aus dem 14. Jahrhundert).
1912: Das Kloster wird 1912 an das öffentlichen Wasserlei-tungsnetz angeschlossen. Auf die Pumpe und die Leitung zum Alderikusbrunnen im Norden des Ortes will man aber noch nicht verzichten.
1921: Die tägliche Arbeitszeit wird auf 8 Stunden reduziert. Die Schülerinnen erhielten erstmals Noten im Lesen und Schreiben, in Rechnen mit landwirt-schaftlichen Bezug sowie in Religion und einfache Buchführung.
1926: Aus dem Erziehungshaus für Mädchen wird eine staatlich anerkannte private Haushaltungsschule mit Internat.
Foto aus der Zeit der Weimarer Republik, 1919.
1930: Ein typisches Zeugnis enthielt: Betragen, Aufmerksamkeit, Fleiß, Lesen, Schreiben, Koch- und Backunterricht, Religon, weiter mit den Noten für Buchführung, Gesang, Anstand, Hauswirtschaft allgemein u.v.m
1932: Das Kloster wird zusätzlich (bis 1939) "Mütter-Erholungsheim".
1936 steht die selbstständige Führung einer bürgerlichen Küche im Vordergrund der Schulung.
1938: Aus Geldnot muss das Kloster die wertvolle unersetz-bare Skulptur des heiligen Nikolaus an das "Rheinische Lan-desmuseum in Bonn" für 30.000 Reichsmark verkaufen. Sie wurde zwischen 1170 und 1180 geschaffen .
Links: Zeichnung Anneliese Weis CDC).
1939: Ins Kloster zieht das 211. RheinischeInfanteriere-giment 317 ein. Es ist zu Arbeiten am Westwall hierhin abkommandiert worden.
1942: Die Schule wird wegen der Kriegsereignisse geschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 2113 Schülerinnen eine gediegene Ausbildung erhalten.
1945: Im St. Nikolaus-Stift wird eine Hauptverbandstation eingerichtet, die neben den deutschen Fallschirmjägern auch von der Zivilbevölkerung genutzt wird. Ein riesiges rotes Kreuz auf dem Dach des Klosters wird für alle feind-lichen Piloten gut sichtbar angebracht und soll mahnen, es nicht anzugrei-fen. Ein provisorischer Operationssaal wird im damaligen Bügelzimmer des Klosters eingerichtet (unten).
1945: Im Untergeschoss werden bis zu drei Säle dem Bürgermeisteramt Vettweiß zur Verfügung gestellt.
1946: Die Stadt Düren richtet im Haus ein Kindererholungsheim für 30 Mädchen ein.
1946 wird der Schulbetrieb mit Genehmi-gung der britischen Militärbehörde wieder mit 24 Schülerinnen aufgenommen.
Schlafsaal nach dem 2. Weltkrieg.Repro Bruno Schall, 2015.
1946. Am 22. September wird in schlichter und dem Zeitgeschehen angemessenen Form das 50jährige Jubiläum der Schule gefeiert.
1950: Die Cellitinnen (Augustinerinnen) übergeben die Leitung von Schule und Internat an die "Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Herzen Jesu".
Auch das muss gelernt sein: Kartoffelschälen in der 1950er Jahren.
Schon immer in der Region ein beliebter Hintergrund für private Fotografien:
Der Klostergarten mit der Brücke.
Foto: privat
1953: Die zweijährige Frauenfachschule "B" wird eröffnet.
1956: Oben: Neue Klassenräume werden errichtet. Weitere kommen im Jahr 1967/68 dazu.
1961: Die Hauskapelle des Klosters wird restauriert. Zuvor Unterrichtsraum.
1966: Umbenennung in "Berufsfachschule für Ernährung und Hauswirtschaft, zweijährig".
1973: Bundesweite Einführung der Fünftagewoche. Die Schülerinnen können schon am Freitagmittag nach Hause fahren.
1980: Bis Mitte der 1980er Jahre bot das Stift ausschließlich die Berufsfachschule für Ernährung und Hauswirtschaft an.
1981: Einweihung der "einjährigen BFS für Ernährung und Hauswirtschaft"
1982: Fertigstellung des "Anna-Elisabeth-Hauses" mit großem Mehrzweckraum und jetzt 105 Internatsplätzen.
1986: Eröffnung der "Berufsfachschule für Kinderpflegerinnen".
1989: Die Schließung der Schule steht wegen sinkender Schülerzahlen unmittelbar bevor. U.a. können die Kosten nicht mehr getragen werden.
1989: Gründung des "Vereins der Freunde und Förderer des Sankt-Nikolaus-Stifts Füssenich e.V", der sich erfolgreich für eine Weiterführung der Schule einsetzt. Als Berater des neuen Vereins wird Matthias Schick aus Füssenich gewonnen (oben).
1990: Die beiden "Fachschule für Sozialpädagogik" und die "Berufsfach schule für Sozialpflege" werden eröffnet (ein- und zweijährig).
1995: Einweihung vier weiterer Klassenräume und eines großen Forums.
1998: Die Schwestern vom "Göttlichen Herzen Jesu" verlassen das Stift.
2002: Eröffnung der Berufsfachschule für Sozialhelfer.
2010: Eröffnung des Beruflichen Gymnasiums/Erzieher/innen.
2012: Aufwendige Sanierungsarbeiten am Dach und an den elektrischen Anlagen abgeschlossen. Kosten ca. 2 Millionen EUR.
2013: Das erste Abitur mit 35 erfolgreichen Schülerinnen und Schüler.
2013: Alle Studierenden des 1. Abiturjahrganges erlangen die Allgemeine Hochschulreife.
2014: Die Schule bietet im Vertiefungs- und Differenzierungsbereich 35 Kurse an - u.a. Segelfliegen, Kanu, Karate, Reiten, Walking und Fußball.
2015: Eröffnung des Beruflichen Gymnasiums/Gesundheit
Quelle: Bruno Schall, Füssenich, "Kleine illustrierte Geschichte des Sankt-Nikolaus-Stiftes zu Kloster Füssenich, 2015, Seite 102, 106, 155 und weitere, wofür sich der Autor herzlich bedankt.
Die neue Turnhalle
2017: Spatenstich für die neue Turnhalle.
Sie soll als Einfachturnhalle mit geneigtem Satteldach 15 mal 27 Meter groß werden. Die Höhe der Turnhalle, die auf dem aktuellen Stand der Technik gebaut werden soll, wird 5 Meter betragen. Bisher wurde Sportunterricht in ei-nem umgebauten Kuhstall des Gutspächters erteilt, dessen Raumhöhe für manche Mannschaftssportarten un-geeignet war.
Die Räumlichkeit wird heute sicher noch für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden können.
(Foto: Sammlung HCZ).
2018: Einweihung der neuen Turnhalle mit Abstellraum für die Sportgeräte, vier Umklei-deräumen, Duschen, WCs und rollstuhlgerechte Umkleidemöglichkeit.
Die Gesamtfläche beträgt ca. 400 Quadratmeter. Der Bau kostete fast zwei Millionen EUR.
Das waren noch Zeiten ! Leibesübungen in den1930er Jahren ( Foto: Sammlung St.-Nikolaus-Stift)
2021: "St.- Nikolaus-Stift zu Kloster Füssenich" wird stolze 125 Jahre alt.
bis 1954 Prälat Andreas Gehlen
bis 1981 Prälat Peter Lewen
bis 1984 Domkapitular Prälat Carl Sauer
bis 1990 Domprobst Prälat Bernhard Henrichs
bis 2001 Domprobst Prälat Prof. Dr. Norbert Trippen
bis 2015 Domprobst Prälat Gerd Bachner
seit 2015 Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke
Schulleiter/innen seit 1950
bis 1972 Schwester Dr. Wilhelmine Brüggemann (rechts)
bis 1979 Schwester Anna Damberg
bis 1994 Schwester Regine Wertz
bis 2000 Studiendirektor i.E. Wilhelm Landsch
bis 2021 Oberstudiendirektor i.E. Nobert Paffenholz
seit 2021 Oberstudiendirektor i.E. Klaus Drotbohm
bis 1990 Wolfgang Tönshoff
bis 1995 Peter Cremer
bis 2006 Werner Nürnberg
seit 2006 Gabriele Münch
Bis 2022 zählen wir insgesamt 9421 Absolventen/innen.
Im Jahre 2022: 520 Schüler/innen und Studierende, 42 Lehrer/innen und 13 Mitarbeiter/innen.
Quelle Logo: St. Nikolaus-Stift
Heute ist das "St.-Nikolaus-Stift zu Kloster Füssenich" eine katholische Be-rufsfachschule für Kinderpfleger/innen und Sozialhelfer/innen sowie eine Fachschule für Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege mit Möglichkeit, die Fachhochschulreife zu erlangen.
Die Organe der Stiftung bilden das Kuratorium und der Stiftungsvorstand.
Im Jahre 2022 haben am Berufskolleg "St.-Nikolaus-Stift" in Füssenich über 200 junge Menschen allgemeinbildende Abschlüsse (Abitur, Fachabitur) oder eine Berufsausbildung (Kinderpfleger/in, Erzieher/in, Heilerziehungspfle-ger/in erreicht.
Noch bis in das Jahr 2019 unterhielt das Stift zusätzlich ein Internat und ein Wohnheim mit Mensa.
Das Bildungsangebot heute (Stand 2022).
Bildungsangebot, Quelle: St-Nikolaus-Stift zu Kloster Füssenich
Berufsfachschule für Kinderpflege ( Berufsabschluss Kinderpfleger/in & FOR)
a) Vollzeit
b) praxisintegrierte Ausbildung PiA
Zweijährige Höherer Berufsfachschule (Volles Fachabitur)
Berufliches Gymnasium Gesundheit (Abitur)
Fachschule für Sozialpädagogik (Berufsabschluss Erzieher/in & Fachabitur)
a) Vollzeit ( Elternunabhängig gefördert mit Aufstiegs-BAflG)
b) Praxisintegrierte Ausbildung PiA für Kita
c) Praxisintegrierte Ausbildung (PiA für Heim und OGS)
(Quelle: www.st-nikolaus-stift.de Stand 15.8.2022)
Zur Vertiefung des Themas empfehle ich das 2015 erschienene Buch von Herrn Bruno Schall, Füssenich " Kleine illustrierte Geschichte des Sankt-Nikolaus-Stiftes zu Kloster Füssenich". Erhältlich über das Kuratorium des St. Nikolaus-Stiftes.
Ein besonderer Dank geht an:
Noppeney, Hanns G., Bruno Schall und an das St. Nikolaus-Stift zu Kloster Füssenich.
Wir sehen uns !
Tag der offenen Tür und großes Schulfest am Samstag, 24. September 2022 , 10.30 Uhr bis 16.30 Uhr.